Das Lied Vom Hütes

vollständiger Text            Historischer Hintergrund

Am Schwabenberg im Schank zur Gans,
Der lieblingsschenke unsrer Alten.
Dort thät Frau Holle Einkehr halten.
That sie recht herzhaft einen Schluck.
Doch wie der Strom zu Thale lief,
Zog sich ihr Mund bedenklich schief.
Ihr war', als ob die Kehle kratze
Der Hassfurt allerwildste Katze.
Es hat der Frost in einer Nacht
Die Reben alle umgebracht.
"Ihr Leute lasst das Klagen sein.
Und jammert nicht um euren Wein.
Der ist auf allezeit dahin,
Allein es ist nicht Schad' um ihn.

Was Besseres weiss ich zu geben.
Da nehmt und pflanzt das statt der Reben."
Und aus der Schürze zog Frau Holle
Die mehlige Kartoffelknolle.

"Ihr armen Leute dauert mich.
Noch habt ihr leider nicht entdeckt,
Was hinter der Kartoffel steckt,
Und was die kund'ge Hand für
Werke Kann schaffen kann aus Kartoffelstärke."

am Herde fand er stehn Frau Holle.
Und der geschwärzten Casserolle,
entstieg soeben riesengross
Ein dampfender Kartoffelkloss.

Du aber, Haupt des Magistrates,
Du leuchtend Licht des weisen Rathes,
Du Sohn uralten Stadtgeblühtes,
Hier hast du das Receptum. - Hüt'es!"

Viel Wasser Werra-abwärts wallte,
Seitdem Frau Holle Klösse ballte,
Die heul in Stadt und Land zumeist
Der Mund des Volkes "Hütes" heisst.