Promi-Kartoffeln frieren
nicht
Lunzen, legen, lecker essen: In Heichelheim ist die Knolle
der Star - Neue Ausstellung
Von Nicole Richter
(Text und Foto)
Heichelheim. Der Herr am Feldrand, mit Filzhut und Wattejoppe, guckt skeptisch.
Na, ob das was wird. Ich wees nicht. Ist doch viel zu kalt der
Boden. Doch just da tönt Dietmar Barthel vom Förderverein
Heichelheimer Kartoffel ins Mikro: Über die Furchen
packen wir Folien. Damit sich die Promi-Kartoffeln nicht verkühlen.
Das wäre auch zu schade. Haben doch alle Beteiligten ihre Knöllchen
mit viel Liebe in den Boden geschubbst. Gestern war Auftakt der Kartoffelkult(ur)
2000 in Heichelheim: Promis legen Kartoffeln.
Das kalorienarme Getränk zum Kloß
Welch geballter Spass auf dem Acker. Besonders, weil jeder seine ganz spezielle
Legetechnik vorführte. Christine Lieberknecht, Präsidentin des
Thüringer Landtages zeigte sich routiniert. Und sie trug das schönste
Feld-Outfit: karierte Bluse, kleines rotes Halstuch, Kniebundhose und
Lederstiefel. Und eben so schick rollte sie Kartoffeln der Sorte
Christa in die Furche. Christa ist ein zähes
Ding, weiß Dietmar Barthel. Da lächelt Christa
Lieberknecht. Landrat Hans-Helmut Münchbergs Knolle heißt
Fiesta. Die hat besonders schöne äußere
Qualitäten. Und ist robust.Münchberg freuts. Er stapft
mit seinen orangefarbenen Gummistiefeln die Furche entlang, ist bei je einem
Fuß Knollenabstand schnell fertig und gönnt sich einen
Kartoffelschnaps. Stilecht aus einer gefrorenen Kartoffel. Aber da
lunzen alle bereits rüber zu Klaus Kliem, Präsident
des Thüringer Bauernverbandes. Also, wenn einer perfekt Kartoffeln legen
kann, dann der,denken alle. Kliem wackelt in seiner Furche. Und schwitzt.
Upps, so schwer arbeiten muss ich ja die ganze Woche nicht,
stöhnt er.
Ganz anders Gunda Niemann-Stirnemann. Sie zeigt, sportlich-flockig, wie ihre
Sorte Gunda korrekt und fix gelegt wird. Nur allein ihr Schuhwerk
(schwarzer Lackschuh) war die falsche Wahl. Und so putzt die
Eisschnellläuferin später auf dem kleinen Rasenstreifen die Klumpen
vom Schuh.
TLZ-Chefredakteur Hans Hoffmeister hatte sich bei der Lege-Aktion vom
Sonnenschein täuschen lassen: auch er trug feines Schuhwerk und schleppte
damit Erde vom Acker. Laura, seine Knollensorte, nahms
nicht krumm, steht sie doch für kräftigen Wuchs und harmonischen
Genuss.
Aber die werden alle was, weiß Dietmar Barthel, und er
verrät, wie vergangenes Jahr die Promis beim heimlichen Gut-zu-Reden
ihrer Pflanzen gesichtet wurden. Landwirtschaftsminister Volker Sklenar
sprach besonders liebevoll in Richtung Furche.
Beim Besuch des ersten Thüringer Kartoffelmuseums fachsimpelten die
Kartoffel-Paten leidenschaftlich über knollige Themen. Museumschef Sylk
Schneider pries Kartoffelbier an. Das Weimarer Rezept ist von 1839.
Ronald Stubendorff aus Heichelheim braut es zum ersten Mal wieder nach. Statt
Malz kommen geriebene Kartoffeln rein. Die Anwesenden gucken komisch
ins Glas. Es schmeckt aber nicht danach. Und meine Herren, es hat sogar
weniger Kalorien. Christine Lieberknecht ist verzückt: Wie
vielseitig die Kartoffeln doch sind.
Drüben im Nachbarraum schnippelt Volker Sklenar ein Band entzwei. Eine
Küche nach historischem Vorbild wurde hier aufgebaut. Mit
Küchenschrank, Feuerherd, üppigen Töpfen, Kloßpressen,
-löffeln und gedecktem Sonntagstisch. Mittendrauf natürlich eine
Porzellanterrine mit dampfenden Klößen. Gunda wartet fünf
Sekunden, pirscht sich an den Tisch, greift eine Gabel, sticht einen
Kloß-Ball an und schnuppert genüsslich. Ein Häppchen
für die Fotografen, sagt sie. Und plötzlich wurden es ganz
viele Häppchen. An Thüringer Klößen kommt keiner vorbei.
Auch nicht Karikaturist Wolfgang Schlegel aus Döschnitz (Rudolstadt).
Schlegel kritzelt auf, was so Rund um Kloß und Kartoffel
passiert. Seine Ausstellung im Kloßmuseum ist ab dem 8. April zu sehen.
Dann lädt das Museum zum Kulinarischen Start in den
Frühling. Ab 10 Uhr kann jeder gucken, kosten, kaufen, der
Kloßmarie Guten Tag sagen und nach den Promi-Knollen lunzen.
Bevor am 9. September das bereits legendäre Heichelheimer Kartoffelfest
2000 Thüringer lockt.
|
Eisstar wählte Sorte
Gunda
Pflanzaktion mit Prominenten gab Auftakt für
Kartoffelkult(ur)
Bei strahlendem Sonnenschein begann gestern in Heichelheim der Auftakt zu
Kartoffelkult(ur) 2000. Zahlreiche Prominente waren gekommen,
um persönlich eine eigens für sie ausgesuchte Kartoffelsorte in
einer Ackerfurche auszulegen und damit bis zur Ernte die Patenschaft über
die Furche zu übernehmen. So durfte Dr. Volker Sklenar, der Minister
für Landwirtschaft, als erster und ganz seinem Amt entsprechend, die
Kartoffeln der Sorte Agria auslegen. Um einen Segenswunsch gebeten,
meinte der Minister, er wünsche sich nichts sehnlicher, als dass die
Kälte den Kartoffeln nicht schadet und dass sie prächtig gedeihen.
Zur Stärkung wurde Dr. Sklenar anschließend ein Kartoffelschnaps
gereicht, den der Minister dankbar und genüsslich zu sich nahm.
Für Christine Lieberknecht, Präsidentin des Thüringischen
Landtages, hatten die Veranstalter die Kartoffelsorte Christa
ausgesucht. Doch es waren nicht nur Politiker , die sich mit körperlicher
Arbeit für das Image der Knollenfrucht einsetzten. Auch Repräsentanten
der heimischen Presse, wie Wilfried Goosmann, der Geschäftsführer
der Zeitungsgruppe Thüringen, und Dieter Bauhaus als Vorsitzender der
Stiftung der Sparkasse Weimar, stapften durch das aufgewühlte Erdreich,
um Kreolen abzulegen. Besonderes Aufsehen erregte aber der Auftritt der
Eisschnelllaufweltmeisterin Gunda iemann-Stirnemann, die - Wie sollte es
anders sein - die Kartoffel Gunda pflanzte.
Da sich die insgesamt 22 prominenten Paten nicht selbst um ihre Ackerfurchen
kümmern können, übernimmt jeweils ein Lehrling der
Landwirtschaftsschule Schwerstedt diese Aufgabe für eine Furche. Und
zum Kartoffelfest am 9. September gibt es dann eine Überraschung mit
den geernteten Prominenten-Kartoffeln....
Daniel DRECKMANN
|
Alles für die Knolle
Thüringer Prominente stehen als Paten in der Furche
Ein Minister lässt sich genausowenig abhalten, sie unter die Erde zu
bringen, wie andere Politiker, Repräsentanten von Zeitungsverlagen oder
einige Sportler. Die Rede ist von der Kartoffel.
Zum Auftakt von der Kartoffelkultur 2000 traten gestern morgen
in Heichelheim wieder Prominente in die Ackerspur, um jeweils für sie
individuell ausgewählte Kartoffelsorten zu pflanzen und die Patenschaft
für ihre Spur zu übernehmen. Da die Früchte ihrer Arbeit beim
großen Erntedankfest von Heichelheim am 9. September für einen
wohltätigen Zweck versilbert werden sollen, hoffen wohl alle Beteiligten,
dass ihrer Saat im Herbst eine reiche Ernte bringen wird - für eine
gute Sache.
Teilweise wurden Sorten nach dem Beruf der einzelnen Akteure ausgewählt
-die Agria für den Landwirtschaftsminister Volker Sklenar
oder Vitara für Friedhelm Josephs, den
Geschäftsführenden Vorstand der Erfurter Gastronomie- und
Ausbildungsstätte. Bei einigen Paten war offensichtlich auch ihr Name
ausschlaggebend. Die Präsidentin des Thüringer Landtages, Christine
Lieberknecht, brachte Christa unter die Erde. Doch die Kartoffel
Gunda hatte wohl die prominenteste Patin:Für ein gutes Bild
der Eisschnelllaufweltmeisterin Gunda Niemann-Stirnemann lagen die Fotografen
im wahrsten Sinne des Wortes zu Füßen. Gunda nahm es gelassen
und hofft jetzt wahrscheinlich, dass es - anders als bei ihrem Sport - nicht
zu kalt wird. Sonst wäre die ganze schöne Mühe umsonst gewesen.
Gegen die Kälte auf dem Feld, die trotz strahlenden Sonnenscheins bei
gelegentlichen Windböen ins Zelt kroch, wurde Kartoffelschnaps gereicht,
der bei einigen schon einen Vorgeschmack auf das große Fest im September
aufkommen ließ.
|